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Referat 14

Postersession auf der Jahresfachtagung 2024 in Magdeburg

Der Technisch-Wissenschaftliche Beirat (TWB) der vfdb hatte Nachwuchswissenschaftlerinnen, Brandreferendar, Wissenschaftlerinnen sowie Praktikerinnen eingeladen, Poster zu laufenden oder abgeschlossenen Projekten, Qualifizierungsarbeiten oder Work-in-Progress-Themen zu präsentieren. Unter dem Motto „Schutz - Rettung - Sicherheit - Was tun wir für die Sicherheit im Einsatz?“ trafen sich Expertinnen aus allen Disziplinen der zivilen Sicherheitsforschung, um aktuelle Fragen zu diskutieren, Forschungsergebnisse zu präsentieren und den Transfer in die Anwendung zu fördern. Während der Abendveranstaltung des Klönschnack konnten die Autoren ihre Poster persönlich erläuterten und Fragen beantworteten.

Aus insgesamt 19 Einreichungen wurden die drei besten prämiert.

1. Platz: Jens Pottebaum - Lagedarstellung, Maßnahmenplanung und Entscheidungsunterstützung: Extreme Daten nutzbar machen! 

weitere Autoren: Marcel Ebel, Deniz Özcan, Iris Gräßler (Universität Paderborn), Sylvia Pratzler-Wanczura, Enes Derin, Oliver Krüger (Feuerwehr Dortmund), Ivana Kruijff und Merlin Stampa (Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum) 

Extremwetterlagen sind trotz verbesserter Wettervorhersagen schwer abzuschätzen. Entscheidungsträger müssen aktuelle Lagebilder aus globalen Wetterdaten und lokaler Erkundung erstellen, um den Einsatz begrenzter Kräfte zu priorisieren. Präventive und abwehrende Maßnahmen sollen die Resilienz der Kommunen gegenüber dem Klimawandel stärken. Das EU-Projekt CREXDATA experimentiert mit KI-Technologien, um die Visualisierung und Unsicherheit von Informationen zu verbessern und deren Einfluss auf Maßnahmenplanung und Entscheidungsfindung zu untersuchen. Basierend auf dem Lageinformationssystem ARGOS, das in Spanien und Irland eingesetzt wird, integriert CREXDATA Technologien wie Rettungsroboter und Explainable AI. Das Projekt wird in drei Fallbeispielen getestet: Entscheidungsunterstützung bei Extremwetter, Kollisionsvermeidung auf See und Pandemiebekämpfung.

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2. Platz: Jonas Hormuth - Entwicklung und Validierung eines Augmented Reality basierten Rettungsdatenblatts zur Identifizierung von Gefährdungen bei Verkehrsunfällen mit Kraftfahrzeugen 

weitere Autoren: Florian Hafner

Täglich gibt es viele Verkehrsunfälle, bei denen im Durchschnitt 793 Personen verletzt werden. Traditionell verwendet die Feuerwehr zweidimensionale (2D) Rettungsdatenblätter, die jedoch oft zu spät im Einsatz ankommen und Interpretationsspielraum bei der Lokalisierung von Fahrzeugteilen lassen. Augmented Reality (AR) basierte Rettungsdatenblätter könnten dies verbessern, indem sie unsichtbare Fahrzeugteile durch eine Brille direkt am realen Fahrzeug sichtbar machen. Dies erleichtert die Gefahrenidentifikation und erhöht die Sicherheit der Einsatzkräfte.

Eine Bachelor-Thesis untersuchte die Anwendbarkeit solcher AR-Datenblätter. Führungskräfte der Feuerwehr wurden in realitätsnahen Szenarien getestet, wobei sie abwechselnd verschiedene Hilfsmittel nutzten. Die Analyse zeigte, dass AR-Datenblätter eine sichere und zielgerichtete Arbeitsweise ermöglichen. Besonders die klare Darstellung der Bauteile erleichterte die Gefahrenidentifikation im Vergleich zu 2D-Datenblättern erheblich.

Die Studie zeigt, dass AR-Rettungsdatenblätter die Leistung und Sicherheit der Feuerwehr bei Verkehrsunfällen verbessern können. Die hohe Akzeptanz und positive Wahrnehmung seitens der Führungskräfte deuten auf vielversprechende Zukunftsaussichten hin. Weitere Forschung ist notwendig, um die Implementierung und langfristige Wirksamkeit solcher Systeme zu optimieren.

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3. Platz: Moritz Watermann - Schaffung von widerstandsfähigen Städten und Gemeinden mit Hilfe von Resilienz-Messung durch ein Fuzzy-Bayessches-Netzwerk

weiterer Autor: Frederik Schütte (antwortING Beratende Ingenieure PartGmbB)

Krisen und Katastrophen stellen Städte vor große Herausforderungen. Resiliente Kommunen zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, mit diesen umzugehen. Zur Messung der kommunalen Resilienz gibt es zahlreiche Methoden, die entweder auf statistischen Daten oder auf der Selbsteinschätzung basieren. Ein Fuzzy-Bayessches-Netzwerk kombiniert beide Ansätze. Es nutzt Fuzzy-Logik und Bayessche Netzwerke, um quantitative und qualitative Indikatoren wie Selbsthilfefähigkeit, Zugang zu Hilfsangeboten, Gefahrenabwehrkapazitäten und Umweltfaktoren zu aggregieren.

Diese Indikatoren beeinflussen die vier Komponenten der kommunalen Resilienz: Robustheit, Widerstandsfähigkeit, Wiederherstellungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit. Die Beziehungen zwischen den Komponenten werden durch bedingte Wahrscheinlichkeiten beschrieben, basierend auf Experteneinschätzungen. Insgesamt 74 Indikatoren wurden ausgewählt, und das Netzwerk kann durch Realdaten kalibriert werden.

Das Netzwerk wurde in der Open-Source-Software RStudio programmiert, sodass es ohne teure Software genutzt werden kann. Es ermöglicht Kommunen ein schnelles Assessment ihrer Resilienz mittels eines Fragebogens. Die Bewertung kann qualitativ oder quantitativ erfolgen und dauert in der Regel nicht mehr als drei Stunden. Der Resilienz-Score und die Analyse der Indikatoren helfen, Defizite zu identifizieren und gezielt zu beheben. Eine Sensitivitätsanalyse zeigt die einflussreichsten Indikatoren, die prioritär behandelt werden sollten.

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