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Laudationen zum Excellence Award der Stiftung SafeInno

2023

Dr.Ing. Lisa Sander

Die wissenschaftliche Arbeit von Frau Dr.-Ing. Sander leistet einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung eines Sicherheitskonzeptes für ingenieurtechnische Nachweise der Personensicherheit im Brandfall. Die Arbeit von Frau Sander ist durch sehr umfangreiche Brand- und Räumungssimulationen sowie probabilistische Berechnungen gekennzeichnet. Durch die von ihr angewendete Methodik wird die Personensicherheit im Brandfall anhand des Sicherheitsniveaus bauordnungsrechtlich konformer Versammlungsstätten mit vollprobabilistischen Berechnungen quantifiziert und auf dieser Grundlage eine Systematik für ein Sicherheitskonzept der Personensicherheit im Brandfall entwickelt. Die hohe Qualität der Arbeit von Frau Dr.-Ing. Sander liegt in der Herausarbeitung, Bedeutung und Darstellung der einzelnen Schritte, die nötig sind, um ein Sicherheitskonzept abzuleiten sowie in der Sorgfalt der Vorgehensweise. Dabei beeindrucken die umfänglichen durchgeführten probabilistischen Berechnungen, bei denen neuartige Ansätze erfolgreich angewendet wurden. Diese Arbeiten tragen ohne Zweifel zum wissenschaftlichen Fortschritt bei. Die Entwicklung der Systematik für ein Sicherheitskonzept für die Personensicherheit im Brandfall verdient eine hohe Anerkennung.

Die Arbeit von Frau Sander ist nach Überzeugung der Jury innovativ, überzeugt durch ihren Forschungscharakter und ihren Nutzen für die Praxis. Sie stellt ohne Frage eine besondere wissenschaftliche Leistung dar.

Die vfdb verleiht Frau Dr.-Ing. Sander für Ihre besondere wissenschaftliche Leistung den Excellence Award der Stiftung SafeInno für das Jahr 2023.

Dr. Jonas Schubert

Preisträger ist Dr. Jonas Schubert mit der Entwicklung von pak-ex zur Entfernung von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen von der Haut.

Bei fast allen Bränden in der modernen Welt sind Kunststoffe beteiligt. Hierbei entstehen polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die mittlerweile von der Weltgesundheitsorganisation WHO als möglicherweise krebserregend eingestuft sind. Diese PAK, so nennt man die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe in der Abkürzung, können über die Atmung, die Haut und oral in den Körper gelangen. Gerade Feuerwehrleute und Schornsteinfeger werden im Laufe ihres Lebens mit PAK konfrontiert.
Gegen die Aufnahme von PAK durch die Atemwege und den Mund kann man sich recht gut durch geeignete Maßnahmen schützen, Stichwort Atemschutz. Anders sieht es bei dem Kontakt mit PAK durch die Haut aus. Es gibt zu viele Übergangsstellen der Schutzkleidung, an denen die PAK in Kontakt mit der Haut kommen können. Das Waschen der betroffenen Körperstellen kann sogar noch zu einem negativen Effekt führen. Die Hautporen öffnen sich und die PAK können in die Haut eindringen. All diese Erkenntnisse haben den Feuerwehrmann und Wissenschaftler Dr. Jonas Schubert dazu gebracht, sich dieser Problematik zu stellen und nach einer Lösung zu suchen.

Dr. Schubert hat an der Universität Bayreuth Chemie studiert und an der Technischen Universität Dresden promoviert. In der Tschechischen Republik und den USA sammelte Dr. Schubert Auslandserfahrung. In Dresden arbeitet er  am Institut für physikalische Chemie und Physik der Polymere als Wissenschaftler und ist Geschäftsführer eines Unternehmens.   

Gerade die Expertise als Feuerwehrmann und Wissenschaftler hat Herrn Dr. Schubert zur Entwicklung eines Produktes verleitet, mit dem sich von der kontaminierten Haut mehr als 96 % der PAK entfernen lassen.
Im Gegensatz zu Seifen oder anderen Hautreinigungsmitteln wird bei pak-ex auf penetrationsfördernde Stoffe, also Stoffe welche die Hautoberfläche öffnen, verzichtet.

Die dermatologische Verträglichkeit wurde durch das Institut Dermatest bestätigt. Nach der Entwicklung wurde pak-ex in einem Feldversuch bei Feuerwehren und Schornsteinfegern getestet. Pak-ex sollte so schnell wie möglich nach der Kontamination mit Brandrückständen verwendet werden.  Zwar kann man an der Einsatzstelle nicht immer sofort duschen, aber zumindest sollten die Bereiche Gesicht, Hals, Nacken, Bauch und Schienbeine an der Einsatzstelle mit pak-ex gereinigt werden. Sobald eine Duschmöglichkeit zur Verfügung steht, kann der gesamte Körper, einschließlich Haare mit pak-ex dekontaminiert werden um gesundheitliche Gefahren durch die PAK zu minimieren.
Gerade die Fragen um das Krebsrisiko im Feuerwehrdienst haben uns bewogen, die Entwicklung von Dr. Jonas Schubert mit pak-ex als besonders innovativ zu bewerten. Herr Dr. Schubert, herzlichen Glückwunsch zum Excellence Award der Stiftung SafeInno in der Kategorie besondere Leistung bei Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr.

Marie-Claire Ockfen

Frau Ockfen erhält diese Auszeichnung in der Kategorie "besondere organisatorische Leistung" für ihre herausragenden Leistungen bei der Integration und Inklusion älterer Personen und von Personen mit Behinderungen in die Unterstützungsabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren.
Frau Ockfen hat im Rahmen eines kooperativen wissenschaftlichen Projekts einen wesentlichen Beitrag zur Integration und Inklusion älterer Personen und von Personen mit Behinderungen in die Unterstützungsabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren geleistet. Dabei hat sie in der Kategorie "besondere organisatorische Leistung" durch die Entwicklung und Optimierung von Prozessen, Methoden und Abläufen herausragende Arbeit geleistet.

Bereits während ihres Chemiestudiums im Arbeitskreis von Prof. Dr. rer. nat. habil. Ullrich Scherf zeigte Frau Ockfen ein außergewöhnliches Talent und schloss das Masterstudium mit „sehr gut“ ab. Ihre Fähigkeiten in den Bereichen der Kommunikation und Koordination stellte sie anschließend in die wissenschaftliche Kooperation der beiden Lehrstühle "Methoden der Sicherheitstechnik (Prof. Dr.-Ing. Uli Barth)" und "Produktsicherheit und Qualität (Prof. Dr.-Ing. Manuel Löwer)" mit der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (Dipl.-Ing. Martin Bach) unter Beweis. Frau Ockfen hat eine Vielzahl von Stakeholdern effektiv organisatorisch in die Kooperation eingebunden und somit die zeit- und zielgerechte Durchführung des Projekts ActIFF ermöglicht.

Die organisatorische Leistung von Frau Ockfen war bereits mehrmals fachöffentlich herausragend wahrnehmbar, beispielsweise bei den Jahresfachtagungen der vfdb in Ulm und Würzburg sowie in Online-Artikeln und TV-Interviews. Insbesondere die Entwicklung eines Tools mit entsprechendem Handlungsleitfaden zur Messung und Entwicklung der individuellen Kompetenzen von Personen, die in Unterstützungsabteilungen integriert werden sollen, ist ein bedeutender Beitrag für die zuständigen Führungskräfte in den Feuerwehren. Frau Ockfen hat damit dazu beigetragen, die Leistungsfähigkeit von Unterstützungsfunktionen in den Feuerwehren nachhaltig zu steigern aber auch die Feuerwehren der Vielfalt der heutigen Aufenthaltsbevölkerung unseres Landes weiter zugänglich zu machen.

Die Arbeit von Frau Ockfen zeichnet sich nicht nur durch strategisches Denken und kluge Planung aus, sondern auch durch ein außergewöhnliches Maß an persönlichem Engagement. Frau Ockfen hat die organisatorische Gestaltung und wissenschaftlich-operative Leitung des Forschungsprojekts ActIFF (Akronym für die Projektbezeichnung „Alt und aktiv - Jung und inklusiv in der Freiwilligen Feuerwehr“) mehrere Jahre lang auf der "beruflich-hauptamtlichen Ebene" an der Universität verantwortet, während sie gleichzeitig auch noch auf der "akademisch-persönlichen Ebene" bis heute ihren Promotionsgegenstand "Untersuchung und Beherrschung allfälliger Kontaminationsverschleppungen gesundheitsgefährlicher Brandfolgeprodukte bei Trainingsprozessen in Feuerwehrübungsanlagen" verfolgt.

Die Jury ist überzeugt, dass Frau Ockfens Arbeit ein nachhaltiger Nutzen für die Praxis bewirkt und eine besondere organisatorische Leistung darstellt. Ich bin mir sicher, dass sie in Zukunft weiterhin vorbildliche Leistungen erbringen wird und ich freue mich sehr, ihr heute den Excellence Award 2023 der Stiftung SafeInno zu überreichen. Herzlichen Glückwunsch, Frau Ockfen!

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